Alltag!
Hier an der Schule ist inzwischen der graue Schulalltag eingezogen. Etliche Wochen sind vergangen und ich konnte erfahren, welche Sorgen auch hier die Schüler untereinander haben, denn in meiner offenen Sprechstunde kommen vor allem Mädchen und klagen über Stress, Schlafmangel, Hunger, Pickel, ihre kurzen Haare (ist hier Pflicht für alle!), zu viel Hausaufgaben am Abend (die Lernstunden gehen bis 21.30 Uhr), über Ausgeschlossen sein, über Mobbing und andere Sorgen.
Letzte Woche habe ich eine große Präsentation über Deutschland vor 180 Schüler aller Klassen gehalten.
Die meisten Schüler gehen nach Amerika zum Studium oder andere englisch sprachige Länder wie Neuseeland, Australien, der kleine Rest geht nach Japan und ein winziger Anteil nach Europa, davon GB und Deutschland. Da hab ich dann einen großen Topf Kartoffelsalat gemacht (chinesische Kartoffeln sind hervorragende Salatkartoffeln) und habe Frankfurter Würstchen dazu angeboten - das war natürlich ein Volltreffer.
Wie ich an echte Frankfurter komme? Tja, auch wieder so eine Story: Ich war mit Inger (Schweden) und anderen im Sheraton zum mexikanischen Essen und an unserem Nachbartisch saß der deutsche Botschaftsattaché Hr. Pretl, neu ernannt für Shenyang nebst Gattin. Wir haben uns recht gut unterhalten. Und als ich dann eine Woche später vergeblich meine Würstchen suchte, rief ich ihn um Amtshilfe an. Ja, und er erreichte es, mir 2 Duzend frische Frankfurter zu meiner Päsentation per Flieger aus Deutschland kommen zu lassen. Das zeigt mal wieder, nichts geht ohne Netzwerke!
Von anfänglich 2 Deutschschülern ist meine Gruppe nun auf 8 angewachsen. So erteile ich zusätzlich Samstag nachmittags noch 1,5 Stunden Deutsch und die sind fleißig dabei! Das macht ganz viel Spaß zu sehen, wie die bei der Sache sind.
Und was mache ich sonst noch? Na, am Wochenende gehe ich zur Massage, auf die Märkte und versuche immer neue
Gegenden hier zu erkunden. In einer 8,4 Mio. Stadt kommt man da lange nicht rum! Mache meine Erfahrungen mit dem einen oder anderen Taxifahrer (in der Regel sehr nett) und auch mit den Verständnisschwierigkeiten - wenn kein Wörterbuch mehr weiter hilft!!!
Ach ja, und es waren Mid-Term-Examinations! Ein Marathon von 100 Punkten vergeben in Sätzen und Fragen vergeben an
meine Junior Klassen à 50 Schüler a 4 Seiten zu insgesamt 100 Fragen und mein Senior Klasse a 45 Schüler 7 Seiten mit 100 Fragen - da war ich nach der Korrektur wirklich fertig -
denn die sollte auch gleich 2 Tage später erledigt sein! Also Lehrer hier ist ein härterer Job als in Deutschland.
So und nun hat der Winter hier Einzug gehalten, bei leichter Schneedecke und 15° Grad Minus ist es kalt. Doch die trockene Kälte ist weit angenehmer als das nasskalte Deutschland.
morgens beim Schneefegen
Ja, und heute ist der erste Advent - ich habe mir bei IKEA eine Kerze gekauft und ein Paar Papiersterne dekoriert! So denke ich ein wenig an die Heimat!

kagehn am 04. Dezember 12
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Fushun - ein besonderes Abenteuer!
Diesen Sonntag sind Anne, Inger und ich nach Fushun gefahren. Das ist eine kleinere Stadt vor den Türen Shenyangs mit nur 2.25 Mio Einwohner. Wir nahmen ein Taxi für die 50 km (Preis 150 Yuan) und wurden beim Kriegerdenkmal abgesetzt.
Nun kamen wir auf die Idee, einen Stadtplan kaufen zu wollen, um uns zu orientieren. Das wurde nun ein größeres Unterfangen, denn in einer so kleinen Stadt gibt es keine Touristinformation. Dann: man war eigentlich auch gar nicht auf Fremde eingerichtet! Dann: sprechen die dort einen besonderen Dialekt und haben unser Hanyu zwar verstanden, wir aber deren Antworten nicht. Also liefen wir ein bischen irritiert durch die Gegend und als wir vor einer Polizeistation standen hatte Inger die glorreiche Idee, die Jungs doch mal zu fragen - die hatten grad auch nichts zu tun!
Also kamen auch gleich 4 Polizisten und diskutierten über die DITU - Stadtplan. Dann gingen sie mit uns nach draussen und hielten eine kleine Rikscha an,
der sollte uns zu einer Buchhandlung bringen - wusste aber nicht so recht wohin. Also sagte dann der eine Polizist, wir sollten einsteigen - und dann fuhr er uns im Polizeiauto zu einer Buchhandlung - man stelle sich mal vor, mit der chinesischen Polizei fahren wir vor! Also er ausgestiegen, wir auch, ihm gefolgt - draußen gleich ein Auflauf, denn alle wollten wissen, was da los ist. Ja und siehe da, wir bekamen unsere DITU. Aber dann kam der Clou: inzwischen hatte der andere Polizeikollege einen Pressefritzen organisiert und die kamen jetzt mit 2 Videokameras in den Buchladen gestürzt und interviewten nun uns und den Kollegen - gemäß Kampangne: "Die Polizei - dein Freund und Helfer" - das hab ich dann auch erzählt, daß dies ein Motto der deutschen Polizei ist - ich glaub, wir sind im Lokalfernsehen gekommen. Die waren ganz stolz auf ihre Fremdenhilfe und als wir später durch die Stadt liefen, wurden wir von allen Polizisten gegrüßt - drei Langnasen-Damen auf Tour sind nicht zu übersehen.
Ansonsten war Fushun nicht besonders schön - einen kleinen Tempel auf einem Hügel mit Blick auf Eisenbahn und Gefängnis.
Weiter weg einen Park gewidmet einem Helden der ersten Stunde dieser Volksrepublik.
Und Markttag.
Ein Abenteuer war die Rückfahrt, denn der Taxifahrer kannte sich nicht richtig aus und wollte partu nicht auf uns hören - da haben wir dann 2 Stunden gebraucht - und er hat viel Benzin verschenkt. Das war eben männliche Ignoranz - die gibt's hier auch.
kagehn am 23. Oktober 12
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Golden Week - Midautumn-Festival - Moonfestival
Egal wie man es nennt, am 1. Oktober ist Nationalfeiertag und fast alle Chinesen sind auf dem Weg nach Hause zu ihren Familien und entsprechend viel ist mit Auto, Bahn, Bus und in der Luft los.
Die anschliessende Woche wird als Midautumn Holiday gefeiert, das sog, Mondfest. Man feiert im Familienkreis, ißt Mondkekse und macht Ausflüge zu irgendwelchen Freizeitparks oder anderen Sehenswürdigkeiten.
Anne und ich haben uns für einen Trip nach Dalian ans Meer entschieden. Die Fahrt mit dem Zug dauerte 5 Stunden und es war interessant festzustellen, die Chinesen nutzen Zugfahren zum ausgiebig essen. Alle waren mit riesigen Freßpaketen bewaffnet und kaum saßen sie, fingen sie an auszupacken und zu essen.

Das ist Dalian mit Blick auf den Xinghai Square.

So schön kann chinesische Kultur und Natur sein....

Und hier beginnt das sog. Russenviertel. Dalian ist der letzte eisfreie Hafen hier und wurde sowohl von den Russen als auch von den Japanern "sehr geschätzt". Soll heißen besetzt. Das zeigt sich in den Baudenkmälern :
Jetzt gibt es noch so viel mehr zu sehen und zu hören, dafür ist hier einfach kein Platz. Zu Hause erfahrt Ihr mehr davon.

kagehn am 05. Oktober 12
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Botanical Garden
Tja , mit der Fahrt nach Benxi wurde es dann doch nichts, denn die Reisebeschreibung, die wir von unserer chinesischen Betreuerin erhalten hatten, war alles andere als genau. Wir kamen zum falschen Bahnhof,
nahmen den falschen Bus, bis wir dann nach einer Stunde "Stadtrundfahrt" ausstiegen und unsere Pläne änderten. Wir beschlossen, zum Botanical Garden zu fahren - per Taxi. Das war immer noch billig 10 Euro für 30 km. Dort verbrachten wir den ganzen Tag inmitten von schön angelegten Gärten und erstaunlich wenig Besuchern.
Die Bilder sprechen für sich!

Das sind Anne aus England und Inger aus Schweden, wir drei unternehmen meistens was zusammen.
kagehn am 28. September 12
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...wieder Pläne
bald sind Herbstferien, d. h. hier sind es die Ferien zum 1. Oktober, dem Nationalfeiertag und gleichzeitig kommt noch das Mondfest hinzu. Da gibt es für alle Chinesen eine Woche frei.
Die zeit will ich nutzen und fahre mit meiner Kollegin Anne nach Dalian ans Meer. Hotel ist dank Internet schon gebucht, jetzt nur noch die Bahntickets.
Aber erst mal wollen wir dieses Wochenende nach Benxi mit dem Bus fahren. Dort soll es ganz tolle Tropfsteinhöhlen geben. Also wird es uns nicht langweilig.
Letzten Sonntag haben wir eine weiße Pagode besucht - aber auch die, wie fast alles in Shenyang - "under construction". In fünf Jahren wird hier sicherlich alles toll grün und toll aussehen, nur jetzt ist es hier furchtbar staubig, schmutzig und versifft.
Der Unterricht macht immer mehr Spaß und langsam kann ich auch die Schüler ( ich unterrichte 225 ) auseinander halten. Mit den Namen hapert es noch - ich arbeite dran.
Und das Essen wird auch immer besser - oder ist es der Gewöhnungseffekt? Aber der Blechnapf bleibt!!
Habt Ihr schon meinen neuen Freund gesehen? Die Schüler schenkten mir :
is er nich süüüüüüß?
kagehn am 19. September 12
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Teacher's Day !
Das ist toll: hier bekommen die Lehrer zum 10. September einen Anerkennungstag. Die Schüler schenken dem Lehrer eine Kleinigkeit - zum Beispiel Nelken oder so wie ich: von meiner Juniorklasse bekam ich einen Hasen geschenkt und von einer anderen Schokolade.
Und das, obwohl ich erst eine Woche hier bin!

Nana aus Japan, Anne aus Sheffield, UK u. ich:Foreign Teachers
In anderen Schulen wird auch zusammen gegessen und noch mehr gefeiert, so erzählten mir meine mongolischen Kollegen, aber meine Schule legt viel Wert auf schulische Erfolge und daher wurde nach einer Stunde wieder gelernt.
kagehn am 13. September 12
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1. Unterricht!
Nachdem die ersten Tage nur mit Vorbereitung und Stadtbesichtigung gefüllt waren, habe ich heute meine ersten Unterrichtsstunden "geleistet". Ich bin begeistert, wie viel die können und wie interessiert und diszipliniert sie dem Unterricht folgen. So soll es bleiben!
Zwischendurch habe ich mit Anne, meinere Kollegin aus Sheffield den bekannten Beiling Park angesehen
und wir waren im Liaoning Provinz Museum hier ohne Eintitt und frei für jedermann).
Mit bus und U-Bahn werden wir immer besser und sicherer und es macht Spaß Neues zu entdecken.

kagehn am 04. September 12
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Angekommen! 29.8.12 in Shenyang
Nach dem Aufstehen um 5 Uhr in der Früh, geht es um 6:30 Uhr endlich mit 12 weiteren "Interns" zum Pekinger Hauptbahnhof, um dann die große Fahrt nach Shenyang / Provinz Liaoning zu starten.
Nach 6 Stunden Fahrt und 34° Grad Aussenthemperatur kommen wir müde dort am Südbahnhof an. Wir werden von den einzelnen Schulen mit Fahrer und Begrüßungslehrerin freundlich empfangen. Nach einer sehr langen Stadtfahrt kommen ich und Anne aus Sheffield in unserer neuen Heimat an.
Northeast Yucai Foreign Language School. Geht mal ins Internet und schaut nach....!
Ich wohne auf dem Campus und habe abends um 22 Uhr Sperrstunde! Das muß mir passieren!!!
Tags drauf wurden wir gleich der Vizepräsidentin vorgestellt und uns wurde unser Stundenplan und die Klassen zugeteilt. Klare An- und Aufgaben. Leider funktioniert das Internet nur mäßig. Aber hier sollen wir Hilfe bekommen.
Da nichts weiter zu tun war, als Kleider einzuräumen und uns etwas umzuschauen, sind wir dann auch in die Stadt gefahren. Hier haben Anne und ich abends ein ganz tolles Lokal entdeckt, das "Moosbach", in dem ein chinesischer Koch eine große Auswahl an internationalen Gerichten auf hohem Niveau anbietet. Wir kamen ins Gespräch und er erzählte, dass er im Kempinski 8 Jahre gekocht hat und sich nun hier in Shenyang seinen Traum erfüllt hat. Er bot uns jede Hilfe an, denn er hätte im Ausland (speziell in Deutschland) auch immer Hilfe bekommen. Find ich total nett. Jetzt weiss ich wenigstens, wo ich Sonntags essen gehe, wenn hier in der Schule die Kantine geschlossen ist.
Vor dem Liaoning Provinz Museum
kagehn am 01. September 12
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letzte Tage in Peking 27.8.12
Geschafft!